Der richtige Umgang mit Instagram, WhatsApp und Co

WB Artikel aus 1815.ch

Raron. Ein Präventionsprogramm, das Primar- und Orientierungsschüler im Oberwallis über verschiedene Themen aus der digitalen Welt informiert, machte gestern halt im Rilkedorf. «Wer von euch benutzt Facebook?», fragt Markus Rieder von der Walliser Kantonspolizei die Schülerinnen und Schüler der OS in Raron. Nur wenige Hände gehen nach oben. «Und Instagram?» Jetzt melden sich fast alle in der Klasse. Es stimmt also: Für die Kids ist Facebook inzwischen ein alter Hut und ein Ort, an dem sich vor allem Muttis und Papis tummeln. Für die jungen Leute also nicht mehr interessant. Dafür stehen der Online-Fotodienst Instagram, die Videoplattform YouTube und der Handymessenger WhatsApp hoch im Kurs. Gestern lernten die Kids, dass die Benutzung dieser Dienste jedoch nicht immer ungefährlich ist. Vom Opfer zum Täter In vier verschiedenen Workshops gab es für sie hilfreiche Tipps, konkrete Fallbeispiele und allerlei Wissenswertes aus der digitalen Welt. Gesprochen wurde unter anderem über Online- und Spielsucht, Cybermobbing sowie juristische und technische Belange. Markus Rieder etwa besprach mit den Jugendlichen zwei Fallbeispiele rund um das Thema Sexting. Dies, da immer häufiger pornografische Bilder oder Videos von Jugendlichen via Messenger die Runde machen–auch im Oberwallis. Rieder berichtete den Schülern von einem Mädchen, das von einer Schulkollegin per Chat aufgefordert wurde, Nacktbilder von sich zu machen und ihr diese zu schicken. Die Bilder wurden daraufhin von der vermeintlichen Kollegin weitergeschickt, sodass bald der ganze Schulhof darüber sprach. Was viele im Raum überraschte: Die Haupttäterin in der anschliessenden Untersuchung war das Mädchen, das die Bilder von sich gemacht hatte. Sie hatte sich der Herstellung von pornografischem Material schuldig gemacht. Ebenfalls strafbar machten sich die Personen, welche die Bilder weiterversendet hatten und alle, bei denen die Bilder auf dem Handy gespeichert waren. Durch diese Beispiele erfuhren die Schüler aus erster Hand, was für Folgen das unbedachte Verschicken von delikatem Bildmaterial haben kann. Sucht und Mobbing Mirem Ahmeti von Sucht Wallis und Claudia Brantschen vom Zentrum für Entwicklung und Therapie des Kindes und Jugendlichen (ZET) widmeten sich den Themen Spiel- und Onlinesucht sowie Cybermobbing. «Im Netz ist man 24 Stunden am Tag angreifbar und es ist nicht leicht, Mobbingversuchen zu entkommen», führte Brantschen aus. In Form einer Gruppenarbeit mussten sich die Kids anschliessend in die Situation einer gemobbten Person versetzen, sich fragen, wie diese wohl empfindet und was sie gegen die Angriffe tun kann. Gerade bei den Eltern ist Spiel- und Onlinesucht ein grosses Thema. Auf welche Symptome sollte man achten? Ab wann gilt ein Kind als süchtig? Und welches sind die Folgen der Sucht? Diesen und weiteren Fragen ging Ahmeti nach: «Klassische Symptome sind etwa das ständige Denken ans Gamen oder Surfen, wenn man gerade nicht online ist, Probleme beim Einschlafen oder der Verlust des Interesses an Hobbys und anderen Aktivitäten», so Ahmeti. Einer Sucht vorbeugen oder sie eindämmen könne man am besten durch klare Regeln zu Hause, was Dauer und Art des Konsums angeht. Zudem sei es wichtig, dass die Eltern mit gutem Beispiel vorangingen. Das Netz vergisst nicht Informatiker Christian Schnidrig beleuchtete die technische Seite des Themas. So erklärte er den Schülern, dass Texte oder Bilder, die man in den sozialen Medien postet, nie wirklich verschwinden: «Wenn man weiss wie, lässt sich fast alles wieder herstellen. Es ist daher wichtig, sich gut zu überlegen, was man im Netz hinterlassen will und was nicht.» Gerade im Hinblick auf die bevorstehende Lehrstellensuche sei hier Vorsicht geboten. Er machte die Jugendlichen auch auf die vielen Berechtigungen aufmerksam, welche Apphersteller beim Herunter-laden eines Spiels oder Programms verlangen, und ermutigte die Kids, diese vor dem Download gut durchzulesen. Weiter gab Schnidrig viele praxisnahe Tipps, zeigte auf, wie gewisse Apps überhaupt funktionieren, und erklärte den Kids, welches Interesse private Unternehmen an ihren Daten haben. Schulen und Eltern gefordert Am Nachmittag absolvierten schliesslich die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Primarstufe das Programm. Und auch die Eltern wurden am anschliessenden Elternabend über die besprochenen Themen informiert. Für OS-Leiter Armin Zurbriggen ist klar, dass das Präventionsprogramm eine wichtige Aufgabe erfüllt. Dies allein reiche jedoch nicht: «Es ist wichtig, dass auch die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen und ihre Kinder in diesen Themen unterstützen.» Die Schüler selber seien sehr interessiert am Programm: «Wir spüren, dass das Bedürfnis in den Klassen da ist, mehr über diese Dinge zu lernen. Zudem sind ihnen diese Themen sehr nahe, deshalb machen sie auch immer gut mit.»

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